Fest Darstellung des Herrn im Dom

"Betet für Benedikt"

REGENSBURG (pdr/sm) – Am 2. Februar, 40 Tage nach Weihnachten, begeht die Kirche das Fest Darstellung des Herrn. Zusammen mit den Gläubigen feierte Bischof Rudolf Voderholzer dazu ein festliches Pontifikalamt im Regensburger Dom St. Peter. In seiner Predigt richtete Bischof Rudolf seine Gedanken auch auf Papst emeritus Benedikt XVI. und nahm Stellung zu den gegenwärtigen Diskussionen um den ehemaligen Erzbischof von München und Freising.

In diesen Tagen müsse er mit­erleben, wie von verschiedenen Seiten versucht werde, das Lebenswerk des emeritierten Papstes zu zerstören, bedauerte der Bischof. Es gehe ihm „nicht um Apologetik oder Mitleid, oder gar um eine erneute Leugnung von Schuld und Versagen“, sondern um das Festhalten von Gerechtigkeit. Der Bischof bezog sich auf die Aussage von Benedikt XVI. im aktuellen Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising. Dabei geht es um die Frage der Teilnahme des damaligen Erzbischofs Ratzinger an einer Ordinariatskonferenz des Erzbistums München-Freising. Bischof Voderholzer sagte dazu: „Hier handelt es sich um einen unbegreiflichen Fehler derer, die für Benedikt die Texte verfassen. In der von Benedikt autorisierten Biografie von Peter Seewald kann man auf der Seite 938 nachlesen, dass der damalige Erzbischof Ratzinger an der Sitzung teilgenommen hat, aber auch, dass es gar nicht um die Frage ging, ob der betreffende Priester in der Seelsorge eingesetzt wird.“ 

Bischof Rudolf schloss sich auch der Meinung seines Amtsbruders Stefan Oster aus Passau an, der sagte: „Der damalige Erzbischof Ratzinger hatte, wie fast alle damals, nicht die Opferperspektive inne. Wir mussten das alle lernen. Ich habe es auch gelernt in vielen Gesprächen mit Betroffenen.“ Papst Benedikt XVI. sei darüber hinaus einer der Ersten gewesen, die diesen Perspektivwechsel vollzogen haben, was jeder in dessen Hirtenbrief an die Kirche von Irland von 2010 nachlesen könne. 

Dank für Benedikts
theologisches Wirken

Er selbst, so Bischof Rudolf, habe Papst em. Benedikt XVI. immer als „einen aufrichtigen und grundehrlichen, auch einen sensiblen und liebenswürdigen Menschen kennengelernt“. Er sei auch stolz darauf, als Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI. hier in Regensburg das theologische Wirken des ehemaligen Papstes zu betreuen „und es für die Zukunft aufarbeiten zu dürfen“. Papst em. Benedikt XVI. habe vielen Menschen mit seinen Schriften „den Glauben in seiner Schönheit und Heilsamkeit erschlossen“ sowie die Erkenntnis, dass sich „Glaube und Vernunft nicht ausschließen“. Die Gläubigen bat Bischof Rudolf, für Papst em. Benedikt XVI., ihn selbst und alle Bischöfe zu beten, vor allem auch für ein gutes Gelingen der Beratungen des Synodalen Weges. 

In seiner Predigt ging Bischof ­Voderholzer auch auf die Bedeutung des liturgischen Festes der Darstellung des Herrn ein. Vierzig Tage nach Weihnachten dürften alle ­Gläubigen noch einmal „ein weihnachtlich geprägtes Fest feiern, das freilich im bürgerlichen Alltag schon lange nicht mehr besonders in Erscheinung tritt“. Mit Blick auf das Evangelium (Lk 2,22-40) richtete Bischof Rudolf sein Augenmerk auf den greisen Simeon. Um dessen Worte im Evangelium ranke sich „ein reiches Kerzenbrauchtum, ist doch das warme Licht, das von den Kerzen ausgeht, sinnfälliger Ausdruck für das große Licht, das über alle Zeiten hin von der Gestalt Jesu Christi ausgeht“. Die beiden im Evangelium namentlich genannten Leute, „der greise Simeon und die 84-jährige Hanna, stehen für die Erwartung, für die Sehnsucht Israels nach dem wahren Licht, nach Erlösung und Heil“.

Tag der Würde des Alters

Für ihn, so der Bischof, sei dieser Tag auch immer ein Anlass, Simeon und Hanna als „Patrone der alten Menschen“ zu sehen und so allen Eltern, Großeltern und Urgroßeltern zu danken und ihre Verdienste besonders in den Blick zu nehmen. Es sei somit ein Tag, um „die Würde des Alters“ in den Mittelpunkt zu stellen, denn Großväter und Großmütter gäben oftmals den Glauben an ihre Kinder und Enkel weiter und stünden somit sinnbildlich für Simeon und Hanna. Auch in seiner Zeit als Kaplan und mithelfender Pfarrer habe er überall „Hannas“ gesehen, die gelebtes Zeugnis ihres Glaubens gaben und dieses Glaubensfeuer an die nachfolgende Generation weitergaben. 

Am Herzen lägen ihm vor allem alle Seniorinnen und Senioren, die dieser Tage von der Corona-Pandemie besonders betroffen seien. Sie seien oft von „Besuchs- und Begegnungsmöglichkeiten abgeschnitten“. Das diene zwar ihrem Schutz, aber „ich weiß auch von viel Leid und Schmerz sowohl bei den alten Menschen als auch bei den Angehörigen“, so der Bischof. 

Besonders hob Voderholzer auch die „unglaubliche Leistung aller Frauen und Männer in den Krankenhäusern und den Senioreneinrichtungen“ hervor. Sie seien die letzten zwei Jahre weit „über die Grenzen ihrer Belastbarkeit gegangen, wofür sie Dank und auch Anerkennung und entsprechende Bezahlung verdienen“. Die Situation sei momentan für alle Beteiligten schwierig. „Wir können nur hoffen und beten, dass sich bald wieder halbwegs Normalität einstellt – Normalität auch, was die Möglichkeiten der Begegnung betrifft“, so der Bischof. 

Eröffnet worden war die Messfeier mit der traditionellen Kerzenweihe und einer feierlichen Prozession von der Sailerkapelle hin zum Chorraum des Domes. Im Anschluss an die Messfeier und an den Pontifikalsegen erteilten Bischof Rudolf, Weihbischof Josef Graf und Dompropst Franz Frühmorgen den traditionellen Blasiussegen. Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt von den Chorleitern der Domspatzen, Kathrin Giehl und Max Rädlinger.

09.02.2022 - Bistum Regensburg